Indonesien: Endlich wieder Schule!
Am 28. September 2018 bebte die Erde in Indonesien. Ein Tsunami verwüstete mit drei Riesenwellen Sophias Heimatstadt Palu. Die Elfjährige und ihre Familie leben seitdem in einem provisorischen Zelt. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Sophia kann inzwischen wieder zur Schule gehen.
Die Stiftung United Internet for UNICEF konnte Dank Ihrer Unterstützung über 440.000 Euro für die Nothilfe in Indonesien zur Verfügung stellen. Mit Ihren Spenden ermöglichen wir bei Naturkatastrophen schnelle und nachhaltige Hilfe. Herzlichen Dank!
Elf Jahre führte Sophia ein ganz normales Leben. Sie wohnte in einem Haus in der Küstenstadt Palu auf der indonesischen Insel Sulawesi. Sie ging zu Schule, verabredete sich mit ihren Freunden und liebte es, Disney-Filme auf ihrem Laptop zu schauen. Doch dann sorgte Ende September ein Erdbeben der Stärke 7,4 für Verwüstung, Trümmer und Angst. Häuser stürzten ein und Straßen platzten auf. Und dann kam die Flutwelle – bis zu sechs Meter hohe Wellen krachten auf Palu ein. Es herrschte völliger Ausnahmezustand.

Sophia Angelica Majid (11) sitzt inmitten von Trümmern und Überbleibseln ihres Zuhauses. Am 28. September machten ein Erdbeben und ein Tsunami ihre Heimat dem Erdboden gleich.
© UNICEF/UN0251634/WilanderDiesen Moment wird Sophia nie vergessen. Wie sie um ihr Leben rannte und mit ihrer Familie versuchte, den Wassermassen zu entkommen. Geistesgegenwärtig griff sie vor ihrer plötzlichen Flucht noch zu ihrem Handy. Es wurde in den folgenden Tagen zum Rettungsanker der Familie: Sie erfuhr von den Trinkwasser- und Essensstationen, die provisorisch eingerichtet wurden, konnte Verwandte aufspüren und weitere Informationen über das Unglück verfolgen.

Heute geht Sophia schon wieder in die Schule. Zusammen mit ihrer Freundin Dewi macht sie sich jeden Morgen auf den Weg.
© UNICEF/UN0251631/WilanderUngeahntes Ausmaß an Zerstörung
Erst viele Wochen später wird deutlich, wie groß das Ausmaß der Verwüstung auf Sulawesi wirklich ist. Die Naturkatastrophe hat voll zugeschlagen: 65.000 Gebäude sind zerstört, 330.000 Menschen haben ihr Zuhause verloren und 1.600 Menschen sind ums Leben gekommen. Sophia und ihre Familie haben ihr Zuhause verloren und wohnen nun in einem provisorischen Zelt.
Die Elfjährige schläft auf einer Matratze unter einem Moskitonetz und teilt sich den kleinen Wohnraum mit zehn Familienmitgliedern und Nachbarn. „Es gibt genug zu essen und zu trinken“, sagt sie und erklärt, dass zu ihrer Morgenroutine eine kleine Dusche, Händewaschen und Zähneputzen gehören. Das Wasser dazu kommt nicht aus dem Wasserhahn wie früher, sondern aus einem Container am Ende der Zeltstraße.

Bild 1 von 2 | UNICEF war die erste UN-Organisation vor Ort und hat bereits über 94 Tonnen an überlebenswichtigen Hilfsgütern bereitgestellt.
© UNICEF/UN0251766/Wilander
Bild 2 von 2 | In dem Zelt der Familie gibt es auch eine kleine Kochstelle, wo Sophias Mutter Essen zubereitet.
© UNICEF/UN0251769/WilanderGerne hätte Sophia ein paar ihrer alten Sachen zurück. Sie hat in dem Schutthaufen, wo einst ihr Zuhause stand, nach Büchern, ihrem geliebten Laptop und ihrer Schuluniform gesucht. Ohne Erfolg. Aber heute ist ein guter Tag für Sophia: Die Schule hat wieder angefangen und sie kann endlich wieder den Unterricht besuchen. Von der Schuldirektorin persönlich hat sie ihre eigene Tüte mit Schulbüchern, Papier und Stiften bekommen.

Ein großer Moment für die Schülerin: Endlich geht der Unterricht wieder los!
© UNICEF/UN0251621/WilanderIn einem Schulzelt, das UNICEF aufgebaut hat, kann für Sophia jetzt wieder etwas Normalität einkehren. Der Schulbesuch hilft ihr auch, das Unglück zu verarbeiten: Jeden Morgen von 8 bis 11 Uhr können die Schülerinnen und Schüler gemeinsam singen, Spiele spielen und in Gruppen oder in Einzelgesprächen mit den Lehrern ganz offen über das Erlebte sprechen.

Bild 1 von 2 | Strahlende Gesichter! Gemeinsam können die Kinder wieder lernen und zu einem normalen Alltag zurückfinden.
© UNICEF/UN0251624/Wilander
Bild 2 von 2 | Die Schule ist nicht länger nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort für psychosziale Betreuung nach der Naturkatastrophe.
© UNICEF/UN0251794/WilanderSophia weiß, dass sie einige ihrer Klassenkameradinnen nie wieder sehen wird. Sie ist trotzdem froh und glücklich über all die Schuhe, die vor dem Schultzelt jeden Morgen stehen. Denn mindestens 70 der ursprünglich 202 Schülerinnen und Schüler sind wohlauf und gehen zum Unterricht. Beim Spielen mit ihren Freunden kann Sophia für kurze Zeit vergessen, was passiert ist und was sie alles verloren hat.
Die Schule, die Sophia besucht, war eine der ersten von 450 Schulzelten, die UNICEF in Sulawesi aufgebaut und mit über 300 „Schule-in-der-Kiste“-Sets ausgestattet hat. Zusammen mit der indonesichen Regierung hat UNICEF einen Plan entwickelt, um die Nothilfe weiter zu gewährleisten und den Kindern und Familien zu helfen. Denn die vom Tsunami betroffenen Menschen werden noch lange Unterstützung brauchen.
Kurz vor Weihnachten 2018 traf eine weitere Flutwelle Indonesien. Mehr als 15.000 Menschen wurden obdachlos. Immer wieder richten Tsunamis in der Region große Schäden an.

Katharina Kesper ist Chefin vom Dienst bei UNICEF und bloggt über kraftvolle Geschichten von Kindern, über die Arbeit der Organisation auf der ganzen Welt, über UNICEF-Helfer*innen und besondere Begegnungen.