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Kinderarbeit weltweit: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Weltweit sind 160 Millionen Mädchen und Jungen von Kinderarbeit betroffen, so die Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF. Im letzten Erhebungszeitraum zwischen 2016 und 2020 gab es einen Anstieg um 8,4 Millionen Kinder in Kinderarbeit. Der Welttag gegen Kinderarbeit am 12. Juni soll Aufmerksamkeit für das Thema schaffen.

Kinderarbeit im Kongo.

Kinder bei Minenarbeit in der Demokratischen Republik Kongo. Daten von UNICEF zeigen, dass etwa 40.000 Kinder im Südosten des Landes in Minen arbeiten. Die meisten graben nach Kobalt, das für die Herstellung von Smartphones benötigt wird.

© UNICEF

Was ist Kinderarbeit?

Kinderarbeit sind laut Definition Arbeiten, die gefährlich oder ausbeuterisch sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten. Kinderarbeit beraubt Kinder ihrer Kindheit und verstößt gegen die weltweit gültigen Kinderrechte.

Es muss also unterschieden werden zwischen normalen Aufgaben zum Beispiel im Haushalt, zwischen legaler Beschäftigung von Jugendlichen oberhalb des Mindestalters und zwischen Ausbeutung von Kindern, etwa in Steinbrüchen, Minen, Bergwerken oder auf Plantagen.

Für legale Beschäftigung haben die meisten Staaten per Gesetz ein Mindestalter zwischen 14 und 16 Jahren festgelegt. In Deutschland ist das Mindestalter 15 Jahre mit einigen Ausnahmen für leichte Tätigkeiten.

Zu den "schlimmsten Formen der Kinderarbeit" zählen die Vereinten Nationen Sklaverei und sklavenähnliche Abhängigkeiten, Zwangsarbeit einschließlich des Einsatzes von Kindersoldatinnen und -soldaten, Kinderprostitution und -pornographie, kriminelle Tätigkeiten wie den Missbrauch von Kindern als Drogenkuriere sowie andere Formen der Arbeit, die die Sicherheit und Gesundheit der Kinder gefährden können.

Alle Mitgliedstaaten der ILO haben das Übereinkommen 182 ratifiziert. Zudem hat sich die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 auf das Ziel geeinigt, jegliche Form der Kinderarbeit, angefangen mit der gerade beschriebenen schlimmsten Form, bis zum Jahr 2025 vollständig abzuschaffen.

Welche Arbeiten verrichten die Kinder und wie alt sind sie?

Insgesamt arbeiten mehr Jungen als Mädchen. Allerdings muss man dazu sagen, dass Mädchen beispielsweise häufig Arbeiten im Haushalt erledigen, die weniger augenfällig sind und deshalb nicht unbedingt in den Statistiken auftauchen. Berücksichtigt man in der Statistik Hausarbeiten, die mindestens 21 Stunden pro Woche verrichtet werden, verringert sich der geschlechtsspezifische Unterschied bei der Kinderarbeit.

Fast die Hälfte der arbeitenden Kinder (79 Millionen) leidet unter Arbeitsbedingungen, die gefährlich oder ausbeuterisch sind – zum Beispiel in Goldminen in Burkina Faso, auf den Baumwollfeldern in Indien, auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste oder auf Farmen in Lateinamerika. Etwas mehr als die Hälfte der Kinderarbeiter und -arbeiterinnen sind unter zwölf Jahre alt. Die meisten Mädchen und Jungen, die arbeiten müssen, leben in Afrika, gefolgt von Asien.

Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft (70 Prozent), jedoch auch viele in der Industrie (10 Prozent) und als Hilfskräfte im Dienstleistungsbereich (20 Prozent). Weitgehend im Verborgenen arbeiten Millionen Kinder und Jugendliche als Dienstboten und -botinnen in privaten Haushalten – der Großteil von ihnen Mädchen. Viele von ihnen haben überlange Arbeitszeiten. Sie sind stark von ihren Arbeitgebern abhängig und kaum geschützt vor Gewalt oder sexuellen Übergriffen.

Großer Anstieg in der Altersgruppe fünf bis elf

Der Bericht "Child Labour: Global Estimates 2020, trends and the road forward" ("Kinderarbeit: Globale Schätzungen 2020, Trends und der Weg in die Zukunft") warnte, dass Fortschritte im Kampf gegen Kinderarbeit erstmals in Stocken geraten sind. Damit hatte sich ein bislang positive Trend umgekehrt: Zwischen 2000 und 2016 war die Zahl der Mädchen und Jungen in Kinderarbeit noch um 94 Millionen gesunken.

Die Zahl der Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren, die besonders gefährliche Arbeit verrichten, ist seit 2016 um 6,5 Millionen auf insgesamt 79 Millionen gestiegen. In Subsahara-Afrika haben Bevölkerungswachstum, wiederkehrende Krisen, extreme Armut und unzureichende soziale Basisschutzmaßnahmen zu zusätzlichen 16,6 Millionen Mädchen und Jungen in Kinderarbeit geführt.

Die Corona-Pandemie mit wirtschaftlichen Folgen und langen Schulschließungen hatte ebenfalls Auswirkungen. Weitere Gründe sind eine wachsende Zahl an bewaffneten Konflikten und Naturkatastrophen, zum Beispiel die schwere Dürre am Horn von Afrika. Denn in Zeiten von Vertreibung und Not steigt die Gefahr, dass Kinder arbeiten müssen, anstatt zur Schule zu gehen.

Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt UNICEF seit 2006 im Kampf gegen Kinderarbeit.