Hungersnot, Ernährungskrise, Mangelernährung – Was ist das?
Wann spricht man von einer Hungersnot?
Im Alltag sprechen wir von „Hungersnot“, wenn in einer Region viele Menschen nichts mehr zu essen haben. Aber offiziell wird eine Hungersnot von der jeweiligen Regierung eines Landes nach bestimmten Kriterien erklärt.
Sie kann sich dabei auf die Einschätzung einer internationalen Arbeitsgruppe nach den sogenannten „IPC-Phasen“ berufen. IPC steht für „Integrated Food Security Phase Classification“.
Auf dieser Skala für Ernährungssicherheit werden fünf Stufen unterschieden, die von Phase eins „Minimal“ über „Strapaziert“ (Englisch: Stressed), „Krise“ (Crisis), „Notsituation“ (Emergency) bis hin zu Phase fünf „Hungersnot“ (Famine) reichen.
Da sich der Prozess langsam vollzieht, werden heraufziehende Hungersnöte oftmals erst spät wahrgenommen - wenn es für viele Kinder schon zu spät ist.
Bei einer Hungersnot fehlen mindestens jedem fünften Haushalt nahezu vollständig Lebensmittel und / oder andere lebenswichtige Dinge wie Trinkwasser. Zahlreiche Menschen hungern und sterben.
Zu den Kriterien gehört zum Beispiel auch, dass mehr als 15 Prozent der Kinder in einem Gebiet an schwerer akuter Mangelernährung leiden. Auch in anderen Ländern Afrikas sind durch eine Mischung aus Konflikten, schweren Dürren und Wirtschaftskrisen hunderttausende Kinder lebensbedrohlich mangelernährt.
Leider ist es häufig so, dass eine Krise erst mit der Erklärung einer Hungersnot die nötige Aufmerksamkeit von Medien und Spendern bekommt – wenn es für viele Kinder schon zu spät ist. UNICEF ist auch bei „stillen Krisen“ vor Ort und hilft den Kindern.
Wann gilt ein Kind als mangelernährt?
Als akut mangelernährt gelten Kinder, deren Körpergewicht unter 80 Prozent des für ihr Alter angemessenen Gewichts liegt. Beträgt das Gewicht weniger als 70 Prozent, spricht man von schwerer akuter Mangelernährung.
Ursache von Mangelernährung ist chronischer Mangel an Nahrungsmitteln, aber auch an Vitaminen und lebenswichtigen Spurenelementen. Mangelernährung hat weitreichende Folgen.
Da die Verdauung beeinträchtigt wird, können die Kinder nicht mehr normal essen. Die Nahrung wird nicht richtig vom Körper aufgenommen. Dadurch werden die Kinder ab einem gewissen Punkt immer schwächer. Mangelernährte Kinder sind anfälliger für Krankheiten wie Durchfall, Masern und Lungenentzündung.
Häufiges Kranksein wiederum zehrt ihren Körper weiter aus – ein Teufelskreis. Das Risiko, dass ein schwer mangelernährtes Kind stirbt, ist neunmal so hoch wie bei einem gesunden Kind.
Auch „moderate“, chronische Mangelernährung kann schwere Folgen haben: Wenn ihnen dauerhaft wichtige Nährstoffe fehlen, können die Kinder sich nicht richtig entwickeln und werden in ihrer gesamten geistigen und körperlichen Entwicklung geschädigt.
Wie kann man Kinder vor dem Verhungern retten?
Die gute Nachricht ist: Wird die Mangelernährung rechtzeitig erkannt und behandelt, haben die Kinder sehr gute Chancen, zu überleben und wieder gesund zu werden.
UNICEF sorgt in Krisensituationen weltweit dafür, dass der Ernährungszustand von möglichst vielen Kindern überprüft wird – das geht zum Beispiel ganz leicht, indem man mit einem Maßband den Umfang des Oberarms misst. Zeigt das Maßband rot, muss das Kind sofort behandelt werden.
Dafür setzt UNICEF erfolgreich therapeutische Zusatznahrung ein, vor allem angereicherte Spezialmilch und Päckchen mit sehr energiehaltiger Erdnusspaste. Schon nach wenigen Tagen geht es den meisten Kindern damit deutlich besser.
Was ist therapeutische Zusatznahrung?
Die therapeutische Zusatznahrung ist so zusammengesetzt, dass schwer mangelernährte Kinder diese Nahrung auch im extrem ausgezehrten Zustand essen, schlucken und verdauen können. Sie enthält zudem lebenswichtige Vitamine und Mineralien, damit die Kinder wieder zu Kräften kommen.
Sehr junge und sehr geschwächte Kinder erhalten therapeutische Spezialmilch, die über einen Nasenschlauch oder mit einem Löffel in kleinen Portionen verabreicht wird. Manche Kinder müssen gleichzeitig zum Beispiel gegen Durchfall oder Malaria behandelt werden.
Wenn es den Kindern etwas besser geht, bekommen sie eine angereicherte Erdnusspaste. Die Erdnusspaste ist in kleinen Portionen verpackt, lange haltbar und kann direkt aus den Päckchen gefüttert werden.
Wenn die Kinder nicht in einem kritischen Zustand sind, können die Eltern die Päckchen vom Ernährungszentrum mit nach Hause nehmen und ihre Kinder zu Hause versorgen.
Die mangelernährten Mädchen und Jungen erhalten die therapeutische Nahrung in der Regel einige Wochen lang, bis sich ihr Gewicht stabilisiert hat. Während dieser Zeit werden sie weiterhin regelmäßig medizinisch untersucht.
Bringt diese Hilfe überhaupt etwas?
Ja, die Hilfe bringt viel! Es ist frustrierend, dass es überhaupt so weit kommen konnte und eine Hungersnot erklärt werden musste.
Konflikte und Gewalt verschärfen oft die ohnehin schon schwierige Situation der ärmsten Familien, weil sie zum Beispiel ihre Felder nicht bestellen konnten.
Wegen der Sicherheitslage haben Helfer auch häufig keinen Zugang zu allen Menschen in Not. Nicht zuletzt ist es schwierig, für Kinder in Ländern Spenden zu sammeln, wenn über ihre Situation wenig berichtet wird.
Wie kann ich helfen?
Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt die Projekt von UNICEF in betroffenen Gebieten. Und schon kleine Beträge können helfen, Leben zu retten: Die vierwöchige Behandlung eines schwer mangelernährten Kindes im südlichen Afrika kostet zum Beispiel durchschnittlich etwa 120 Euro – das sind rund vier Euro pro Tag. Jeder Beitrag zählt!