Ein Kleinkind wird mit reichhaltiger Erdnusspaste versorgt

Fokusland: Sudan

Baraa war krank. So krank, dass seine Mutter Manahil große Angst um ihren 6 Monate alten Sohn bekam. "Ich war sehr besorgt, dass Baraa sterben würde. Er war so krank und unterernährt", sagte sie. Jetzt kuscheln Manahil und Baraa wieder glücklich miteinander. Der kleine Junge erholt sich von einer schweren akuten Mangelernährung: er hatte einen mittleren Oberarmumfang (MUAC) von 9,5 cm, der im roten Bereich lag. In einem von UNICEF unterstützten Krankenhaus in Damazine im Bundesstaat Blauer Nil wurde Baraa in ein Ernährungsprogramm zur Behandlung aufgenommen. Hier erhielt er die nahrhafte therapeutische Fertignahrung, eine Paste, die reich an Mineralien und Vitaminen ist. Zwei Monate später hat Baraa bereits 3 Kilogramm zugenommen.

Eine Mutter hat ihr Kleinkind auf dem Arm welches in die Kamera schaut

"Mein Traum ist es, dass Baraa gesund aufwächst und später einmal Arzt oder Lehrer wird", sagt seine Mutter Manahil. Hunderttausende von Kindern im Sudan leiden an Unterernährung. Über 3.000 Kinder sind unter dem Ernährungsprogramm von UNICEF in der Stadt Damazine wieder gesund geworden.

© UNICEF/UNI593639/

Aktuelle Situation im Sudan

Seit April 2023 herrscht im Sudan ein brutaler Krieg, der vor allem für Kinder große und dramatische Auswirkungen hat. Er verschärft die katastrophale Lage, die ohnehin im Land herrscht. Zahlreiche Kinder wurden durch die anhaltende Gewalt im Krieg verletzt oder getötet. Millionen von Menschen mussten aus ihrer Heimat fliehen, darunter sind allein 5 Millionen Kinder (Stand Juni). Die meisten Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht vor den Kämpfen zwischen der Armee und Paramilitärs. Sie zählen damit zu den sogenannten Binnenvertriebenen. Meistens kommen sie nur in provisorischen Camps unter, was die Situation der Menschen weiter verschlechtert.

Die Kinder im Sudan können nicht warten. Sie brauchen Schutz, Zugang zur Grundversorgung und, mehr als alles andere, einen Waffenstillstand und Frieden.

Catherine Russell, UNICEF-Exekutivdirektorin

Der Hunger ist eines der größten Probleme

In Teilen Nord-Darfurs herrscht eine Hungersnot. Vor allem Menschen im Zamzam-Camp, einem Vertriebenenlager im Süden der umkämpften Stadt Al-Fashir, sind davon betroffen. Jedoch haben im ganzen Land Millionen von Menschen nicht genügend zu essen. Diese Situation ist vor allem für kleine Kinder gefährlich, denn sie sind anfälliger für Mangelernährung und somit auch für ansteckende Krankheiten wie Cholera oder Lungenentzündungen. Fast vier Millionen Kinder im Sudan sind mangelernährt, 730.000 von ihnen so schwer, dass ihr Leben in Gefahr ist.

Wenn akute Mangelernährung schnell genug behandelt wird, haben die Kinder eine hohe Chance zu überleben. Sie bekommen von uns nährstoffreiche und stark sättigende Spezialnahrung, zum Beispiel therapeutische Milch oder Erdnusspaste.

Blog

Hungersnot, Ernährungskrise, Mangelernährung – Was ist das?

Humanitäre Hilfe nur erschwert möglich


Um die 14 Millionen Kinder im Sudan brauchen dringend humanitäre Hilfe (Stand März 2024). Doch die gefährliche Sicherheitslage vor Ort macht es schwer. UNICEF ist trotzdem weiterhin vor Ort, um den Kindern und Familien zu helfen.

In unserer Bildergalerie erhalten Sie Eindrücke aus dem Sudan:

Ein Baby mit einer Sonde in der Nase auf dem Schoß seiner Mutter

Bild 1 von 7 | Kinder, die an schwerer akuter Unterernährung leiden, werden in von UNICEF unterstützten Ernährungszentrum im Bundesstaat Khartum versorgt und behandelt. Auch während des Konflikts hält UNICEF die Lieferkette für lebensrettende Nahrungsmittellieferungen im ganzen Land aufrecht - auch an Brennpunkten, um die dringende Versorgung und Behandlung zu unterstützen und das Leben von Kindern zu retten.

© UNICEF/UNI626271/Isamaldeen
Ein junges Mädchen im Sudan mit ihrer Psychologin im Gespräch

Bild 2 von 7 | Die 15-jährige Walaa während einer Sitzung mit Noha, einer Beraterin in einem von UNICEF unterstützten sogenannten Makanna (zu dt. unser Raum). In individuellen Beratungsgesprächen hilft Noha Walaa bei der Bewältigung ihres Traumas und bietet ihr einen sicheren Raum, in dem sie ihre Ängste und Träume äußern kann. Der Krieg und die dazugehörige Gewalt lösen bei vielen Kindern starke Traumata und Belastung aus - entweder weil sie selbst oder jemand in ihrer Familie Gewalt erfahren oder weil sie fliehen und alles zurücklassen müssen - auch die Normalität ihres Alltags.

© UNICEF/UNI546810/Elfatih
Kinder und Mütter stehen an um medizinisch untersucht zu werden

Bild 3 von 7 | Während des Krieges ist medizinische Versorgung schwierig, insbesondere für Kinder und Schwangere. UNICEF Teams haben sich aufgestellt, um an einem Sammelpunkt für Binnenvertriebene mehr als 500 Familien zu untersuchen und versorgen. Bei den Maßnahmen von UNICEF handelt es sich zum Beispiel um die Früherkennung und Behandlung von Mangelernährung oder Verteilung von Vitaminen für Schwangere und Kinder. Die Kampagne richtet sich an Kinder unter fünf Jahren, schwangere Frauen und Mütter und Betreuerinnen von Kindern unter 2 Jahren.

© UNICEF/UNI530177/Elfatih
Eine Person mit einem Sack auf den Schultern geht durch kniehohes Wasser

Bild 4 von 7 | Seit Beginn der Regenzeit im August 2024 sind in Teilen des West- und Ostsudan mehr als 17.000 Menschen von schweren Regenfällen und Überschwemmungen betroffen. Viele von ihnen sind vor den jüngsten Kämpfen im Bundesstaat Sennar geflohen. Der Mangel an angemessenen Unterkünften setzt vor allem Frauen, Mädchen und Kinder, den schlechten Wetterbedingungen und möglichen Formen des Missbrauchs aus. UNICEF und seine Partner leisten lebensrettende Hilfe, u. a. durch mobile Kliniken mit integrierten Gesundheitsdiensten, Wassertransporte und Non-Food-Artikel, wie Abdeckplanen und Wasserbehälter.

© UNICEF/UNI618360/Alfadil
Mehrere Jungen auf einer Bank, einige von ihnen mit Verbänden

Bild 5 von 7 | Am 11. August 2024 wurden einige Kinder durch Splitter verletzt, als eine Granate den Fußballplatz eines UNICEF-Kinderschutzzentrum im Bundesstaat Khartum traf, während sie spielten. Zwei Jungen wurden getötet und fast das gesamte Team wurde verletzt. Der UNICEF-Sprecher James Elder besuchte die Kinder und war entsetzt: "Sie sind völlig verstört."

© UNICEF/UNI626278/Isamaldeen
Ein Junge steht vor einem Zelt und schaut in die Luft

Bild 6 von 7 | Im Jahr 2024 sind die Temperaturen weltweit auf ein noch nie dagewesenes Niveau gestiegen, was zu einer schweren Hitzewelle geführt hat, von der Millionen von Kindern im Sudan betroffen sind - insbesondere diejenigen, die sich bereits in einer vulnerablen Lage befinden. Der Sudan ist weltweit mit über 5 Millionen Vertriebenen die größte Vertreibungskrise unter Kindern. Viele von ihnen leben in überfüllten und behelfsmäßigen Lagern und Siedlungen und haben mit den schlechten Bedingungen in diesen Einrichtungen, schlechten sanitären Einrichtungen und mangelnden Gesundheitsdiensten zu kämpfen. Jetzt sind sie zusätzlich von gefährlich hohen Temperaturen bedroht.

© UNICEF/UNI623923/Elfatih
Ein junges Mädchen sitzt in einem trockenen Brunnen und schüttet ein wenig Wasser in einen Plastikkanister

Bild 7 von 7 | Muzdalifa, 12 Jahre alt, schöpft Wasser aus einer Quelle am Grund eines tiefen Brunnens. Das war, bevor UNICEF ein neues Wassersystem im ländlichen Dorf Al-Serif in Zentral-Darfur errichtet hat. In diesem Gebiet herrscht Wassermangel und die Gemeinden sind auf eine einzige Wasserquelle angewiesen, einen offenen Brunnen, der nach und nach versiegt. Die Mädchen und Frauen legten weite Strecken zurück, um Wasser aus unsauberen Quellen zu holen, und setzten sich dabei verschiedenen Risiken aus. Wassermangel ist eine große Bedrohung für die Menschen im Sudan - sie können ihr Vieh und ihre Felder nicht versorgen, haben selbst nichts zu trinken. Das wenige Wasser, was vorhanden ist, ist oft nicht sauber und kann Krankheiten auslösen. Diese sind vor allem für Kinder, die zudem mangelernährt sind, lebensgefährlich - ein tödlicher Kreislauf.

© UNICEF/UNI578427/Khalil

Lage im Sudan - auch ohne Krieg, kritisch

Bereits vor dem Krieg war die Lage im Sudan katastrophal. Lebensmittel sind schon seit Langem knapp und bereits vor dem Krieg waren mehr als drei Millionen Kinder im Sudan mangelernährt. Im Sudan kommt es häufig zu Sandstürmen und langanhaltenden Dürren. In manchen Jahren führen starke Regenfälle in der Regenzeit zu Überschwemmungen, so wie erst im August 2024, wodurch auch Menschen zu Tode kamen. Durch die Trockenheit und die Überflutungen fallen Ernten aus und Lebensmittel werden knapp.

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Gesund bleiben in der größten humanitären Krise der Welt

So helfen wir gemeinsam mit UNICEF den Kindern im Sudan

UNICEF-Teams im Sudan tun alles dafür, um Kindern und Familien in der aktuellen Notlage zu helfen:

  • Ernährung: Wir behandeln mangelernährte Kinder mit spezieller therapeutischer Nahrung.
  • Kinderschutz: Wir helfen geflüchteten Kindern mit psychosozialer Unterstützung, damit sie ihre Traumata verarbeiten können.
  • Gesundheit: Wir versorgen die Menschen im Sudan mit lebenswichtigen Medikamenten. Zum Beispiel impfen wir Kinder gegen lebensgefährliche Krankheiten.
  • Wasser: Wir liefern sauberes Wasser zum Trinken und Kochen, damit die Kinder geschützt sind vor Krankheiten.
  • Bildung: Wir richten Notschulen ein. Und die Kinder bekommen von uns Schulbücher und -hefte, damit sie weiter lernen können.
InfoLänderinfo Sudan


Hauptstadt: Khartum

Bevölkerung: rund 47 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen

Religion: überwiegend muslimisch, christliche Minderheit

Amtssprachen: Arabisch und Englisch

Nachbarländer: Ägypten, Äthiopien, Eritrea, Libyen, Südsudan, Tschad, Zentralafrikanische Republik

Unabhängige Republik seit 1956

Herausforderungen im Land:

  • Instabilität, Konflikte und gewalttätige Auseinandersetzungen
  • Mehrere Millionen Binnenvertriebene
  • Große Flüchtlingslager vor allem in der Region Darfur
  • Große Armut unter der Bevölkerung
  • Hohe Kindersterblichkeit und Mangelernährung
  • Unzureichende medizinische Versorgung
  • Wiederkehrende Dürren
  • Krankheitsausbrüche
  • Geringe Bildung